1. Besuch des Syriac Heritage Museum in Erbil
Syriac heritage museum opens in Erbil (2011-04-16)
"Christians are native Iraqi citizens who have contributed to the building of civilization," said Kawa Mahmoud, Minister of Culture in the Kurdish Regional Government. "We are interacting with them so that our identity may be unique and a source of enrichment for us as an Iraqi people who can coexist and respect the peculiarities of religions, sects and ethnicities in this country." Mahmoud described the museum's presence as "very important". "It is no gift or favor to have a museum for the Syriac heritage. It is one of the core duties of the regional government to do this for some of our people who have a distinct ethnic and religious identity," he said.
The new museum consists of three halls. The first includes exhibits of clothes, textiles, domestic and agricultural appliances, and metal and wooden tools. The second hall features pictures of Syriac cultural and intellectual figures, as well as pictures and copies of the first newspapers and magazines issued in the Syriac language. The second hall also has copies of ancient Syriac books, manuscripts and documents, some of which are hundreds of years old. The third hall is dedicated for hosting cultural and heritage activities. It has taken two years to set up and furnish the museum with the more than 3,000 items museum officials collected for display.
The Ankawa municipality donated the museum building as a contribution to its construction.
"This museum is considered the first and only one of its kind, not only in Kurdistan and Iraq, but also in the entire world," said Saadi al-Malih, director general of Syriac culture and arts in the region. "We are not claiming that our work is complete; rather, we confirm that what has been so far achieved is only the first step in building this cultural edifice as the foundation for an integrated museum."(http://mawtani.al-shorfa.com/en_GB/articles/iii/features/iraqtoday/2011/04/16/feature-03)

2. Treffen mit Dr. Basher Kh. Al-Hadad, Head of Endowment & Religious Affairs Committee

LH dankt zunächst für den Gesprächstermin und schildert dann den bisher gewonnenen positiven Eindruck vom interreligiösen Zusammenleben in Irakisch-Kurdistan. Dr. Basher als Vorsitzender des parlamentarischen Ausschusses für religiöse Angelegenheiten wird begleitet von Frau Samira und Sharif kachal, Berater des Ausschusses in ezidischen Fragen. Dr. Basher ist darüber hinaus Imam der Jalil Moschee in Erbil. Insgesamt gehörten dem Ausschuss 11 Mitglieder an, die aus allen Bevölke-rungsgruppen und Religionen seien (Kurden, Turkmenen, Schiiten, Sunniten, Christen, Eziden, Regierungsmitglieder und Oppositionsmitglieder). Der Ausschuss sei bewusst als Mosaik des Landes zusammengesetzt. Grundlage sei der Respekt für alle Glaubensgemeinschaften und die Achtung ihrer Rechte. Einige Ausschussmitglieder hätten die BRD besucht und dabei besonders die ezidischen Gemeinden. Es gebe eine intensive Zusammenarbeit mit dem Religionsminister Kamil Haji Ali, aber auch mit dem Bildungs- und dem Wissenschaftsministerium. Ziel der Zusammen-künfte sei stets, die Religionen ins Gespräch zu bringen, denn wenn die Führer zueinander fänden, würden es auch die Gläubigen. Der Ausschuss habe sich mehrfach in Erklärungen gegen Unterdrü-ckung von Minderheiten wie der Eziden eingesetzt und habe – auch gegen die Mehrheit der muslimischen Bevölkerung – durchgesetzt, dass es nicht nur ein Islamstudium, sondern auch ein Religionswissenschaftliches Studium gebe, damit alle Studenten „zwangsweise“ von allen Religionen erführen. Das Zusammenleben funktioniere gut, insbesondere weil die Eziden Unterstützung in finanzieller und religiöser Hinsicht bekämen. Kurdistan sei sehr „antik“, habe bezüglich der Religion eine sehr lange Geschichte, so sei etwa Noahs Arche hier gelandet. Ziel müsse also sein, dass alle Religionen sich hier wiederfänden, daran arbeite der Ausschuss. Der Erfolg sei eindrucksvoll im Vergleich mit dem Irak zu sehen. Kurdistan solle Vorbild für viele Staaten sein, hier lebten Christen, Eziden und Muslime seit Jahrhunderten Haus an Haus, Heiligtümer würden von mehreren Religionen gemeinsam friedlich geehrt und genutzt, Moschee, Kirche und Gebetshaus stünden friedlich nebeneinander und lebten miteinander. Es gebe aber auch noch andere Minderheiten, die die gleichen Rechte bräuchten.
Er wisse um das negative Kurdistan-Bild in Europa, daher sei er erfreut über unser Kommen. Es gebe noch Menschen, die den Islam als aggressiv darstellten. Sein Islam-Bild sei geprägt durch den Grundsatz: Die Rechte der anderen vor den eigenen. Schließlich würdigt er die Arbeit am interreligiösen Dialog an der Gießener Universität und äußert den Wunsch eines Besuches. In der BRD gebe es langjährige Erfahrungen mit einem friedlichen Zusammenleben, er sei an Deutschlands Knowhow auch auf wissenschaftlicher Ebene interessiert und damit an weiterer Beziehung auch zur CEG.
Frau Samira ergänzt, es gebe sogar Quoten für die Sitzverteilung im Parlament (6 für Christen) und alle Ausschüsse seien paritätisch besetzt.
Auch der ezidische Vertreter äußert seine Anerkennung für die Arbeit des Parlaments. „Eigentlich sind wir alle eins, vom gleichen Ursprung, wie eine Familie“. Er sei seit einem Jahr als Berater im Parlament, werde von allen als Ezide sehr respektiert, die Eziden seien als Ursprungsethnie Kurdistans anerkannt, als „Ureinwohner“ und Fundament des Landes. Er bekomme immer wieder das Kompliment, die ezidischen Qawls hätten die Ursprungssprache des Landes bewahrt und das Zentralheiligtum in Lalish heilige das ganze Land. Viele ezidischen Dörfer würden wieder aufgebaut, es gebe auch ezidische Religionsschulen, es gebe keine Probleme mit offiziellen Stellen. „Uns stehen alle Türen offen“.

3. Treffen mit Dr. Kawa Mahmoud, Minister für Kultur und Jugend
Mr Kawa Mahmoud Shakir was appointed Minister of Culture and Youth in the sixth KRG cabinet in October 2009, following the July 2009 Kurdistan Region parliamentary elections. He was reappointed in the seventh cabinet, on 5 April 2012.
Born in Kirkuk in 1958, Mr Shakir gained a Bachelor’s degree in Law and Politics from Baghdad University. His writings were published under his pseudonym Hadi Mahmood. He joined the Kurdistan Communist Party in the 1980s and became a Peshmerga resistance fighter. He obtained a master’s degree with distinction in Islamic Studies in the Netherlands. (http://www.krg.org)

Dr. Mahmoud ist erfreut, dass das Ministerium für religiöse Angelegenheiten ihn um den Gesprächstermin mit der CEG ersuchte. Er sei zwar ein a-religiöser Mensch, aber er pflege Kontakt zu allen Religionen und wolle das Zusammenleben der Religionen in Kurdistan mitgestalten, daher sei er einer der Urheber der kurdischen Konferenz. Kurdistan bilde seit Jahrtausenden das Grundfundament der Religionen im Nahen Osten. Religion sei aus seiner Sicht für das Gelingen menschlicher Beziehungen wichtig, sonst habe sie keine Bedeutung, also solle sie der Veränderung der Gesellschaft dienen, nicht aber dogmatisch sein. Grund der Entstehung von Religionen sei ja der Wunsch nach gesellschaftlicher Veränderung, die Religion sei Spiegel der gesellschaftlichen Entstehungssituation. Religionen hätten eine gesellschaftliche Aufgabe, in Kurdistan bauten sie die Gesellschaft auf, hätten großen Einfluss auf politische Entscheidungen, es sei aber notwendig, dass es nicht um den Aufbau der Religion gehe, sondern um eine Gesamt-Identität Kurdistans und um ausgewogene Balance. Die Jugendlichen Kurdistans sollten sich als erstes als Bürger des Landes verstehen, dies sei über Kunst, Musik, Festivals zu stärken. Hier sei Kritik an Religion zu üben, die Arbeit der religiösen Führer sei oft nicht im Sinne der Gesamt-Identität, lasse das Kollektiv außer Acht. Als Beispiel führt er ein christlich-muslimisches Dorf an, das von christlichen NGOs Unterstützung und zwar nur für den christlichen Teil bekommen sollte, dies aber ablehnte aus nachbarschaftlicher Solidarität. Er übt auch Kritik am Minister für religiöse Angelegenheiten, dieser habe vor allem und zuerst muslimische Interessen. Religion dürfe niemals für das Durchsetzen von Interessen benutzt werden. Diese Balance (wer Lalish besuche, solle auch eine Moschee und eine Kirche besuchen) halte er für dringend erforderlich. Er habe Lalish zweimal besucht und sei begleitet worden von einem Mitglied des religiösen Rates im Libanon, zusammen mit Baba Tschawisch hätten sie gebetet. Aber die Instrumentalisierung von Religion müsse aufhören („save manhood of radical theology“). Der Strang der Menschlichkeit dürfe nie zerstört werden, Religion sei hier Funktionsträger, aber die erste Bedeutung habe die Regierung, sie müsse für die Menschheit sorgen und für die Freiheit der Weltanschauungen. Persönliche Freiheit stehe über allem. Nie wieder dürften im Namen der Religion die Rechte der Frauen untergraben werden, das müsse gesetzlich verboten werden. Dazu sei Transparenz der Religionen notwendig, damit sie nicht die Gesetze vergewaltigten. Die Staatsbürgerschaft des Landes, insbesondere die Jugend brauche diese Werte. In Kurdistan sei eine positive Entwicklung zu sehen, aber die Arbeit an und mit der Jugend müsse weitergehen. Kurdistan müsse sich ohne Bagdad entwickeln können, ohne Einfluss des Iraks oder Irans oder der Türkei. Die Gendergleichheit sei ihm ein besonderes Anliegen, so habe er Mullahs wegen frauenfeindlicher Reden und Mitglieder des Ministeriums für religiöse Angelegenheiten wegen sexueller Nötigung angezeigt.
Dr. Mahmoud sagt seine Unterstützung für die Vorbereitung einer Foto-Ausstellung zu. Museen und Ausstellungen seien die Basis der Zukunft.

4. Besuch der Jalil Khayat Moschee in Erbil

Zu Beginn des Jahres 2007 wurde in Erbil eine neue große Moschee mit zwei weithin sichtbaren 75 Meter hohen Minaretts eröffnet - benannt nach dem Geschäftsmann Jalil Khayat, der sie gestiftet hat.

Die Jalil-Khayat-Moschee gilt als eines der schönsten Beispiele der modernen islamischen Architektur. Ein Imam steht für Fragen der Delegation bereit.
5. Besuch eines chaldäischen Gottesdienstes in Ankawa

Nach einem herzlichen Empfang und einer Einführung in die Gemeindesituation durch einen jungen Priester hat die Delegation die Möglichkeit, zusammen mit den Mitgliedern der Gemeinde und einigen Flüchtlingen aus Syrien das bewegende und von reichem Gesang getragene Patronatsfest der …-Kirche mitzufeiern.

6. Treffen mit dem Chaldäischen Kulturverein

Poulis Shamoun Ishak als Präsident des Chaldäischen Kulturvereins heißt die Delegation herzlich willkommen und lädt zum Abendessen im Garten des Vereins ein. Die Organisation sei eine NGO für die Bewahrung und Pflege chaldäischer Kultur, sie werde von der Regierung stark unterstützt, so seien Gebäude und Mitarbeiter von der Regierung finanziert. Der Verein gebe 2 Zeitschriften heraus, leiste Öffentlichkeitsarbeit für die mittlerweile vielen Mitglieder und richte einmal jährlich ein Kulturfestival aus. Den Chaldäern in Ankawa gehe es gut, es gebe zwar den einen oder anderen Missstand, aber hinsichtlich Unterstützung seitens der kurdischen Regierung könne man sich nicht beschweren, außerhalb der Region sei das anders. Vom Jahr 2003 bis heute seien 60 000 Christen aus anderen Gebieten des Iraks nach Kurdistan gekommen. Auf die Frage, wie die Migranten Arbeit fänden, erläutert Poulis Shamoun, etwa 40% seien Regierungsbeamte, die z.T. noch von Bagdad bezahlt würden, viele würden in die Dörfer ihrer Vorfahren zurückkehren, um sie wieder aufzubauen. Kurdistan habe ursprünglich für Christen z.B. aus Bagdad als Transitort auf dem Weg ins Ausland gedient, mittlerweile blieben aber viele Christen aufgrund der positiven Erfahrungen. Dies solle die Delegation der westlichen Öffentlichkeit vermitteln, bittet er. Dennoch sei die Auswanderung enorm gewesen. 1991 sei Kurdistan eine Ruine gewesen und viele seien gegangen. Wäre der Artikel 140, in dem auch andere Regionen an Kurdistan angeschlossen werden sollten, unterzeichnet worden, dann wäre seiner Meinung nach die Auswanderung gleich Null. Heute würden irakische Kurden auch nicht mehr als politische Flüchtlinge in der BRD anerkannt. In Mosul sehe alles ganz anders aus, dort befinde sich ein Zentrum der Al-Qaida, 2007 seien über 800 Eziden getötet worden.
(Am 14. August 2007 wurden in zwei der Stadt Shengal nah gelegenen êzidischen Ortschaften ein zeitgleiches Massaker mit der Unterstützung der diktatorischen Kräfte in der Region verübt, bei dem über 800 unschuldige Menschen, darunter hauptsächlich Kinder und Frauen ermordet und etwa 1000 Anwohner verletzt wurden.)
Mosul sei abgeriegelt von Terroristen, über 1000 Studenten könnten dort keinen Studienabschluss machen und fänden keine Arbeit. Auch in Bagdad seien vor 2 Jahren 12 junge Eziden, die dort arbeiteten, getötet worden. Dort liege die Ursache von Auswanderung bei Christen und Eziden.
Khalid Alber ergänzt, Mosul habe zwei Teile, eine No-Go-Area und eine Area relativer Kontrolle und relativen Schutzes, dort werde die Sicherheit von kurdischer Peschmerga übernommen, ohne diesen Schutz wäre auch dieses Gebiet No-Go. Laut § 140 wäre auch das Gebiet von Mosul, die Niniveh-Ebene und Alqosh, Teil von Irakisch-Kurdistan.
Khairi Bozani stellt abschließend fest, die Delegation habe nun die Möglichkeit gehabt, Muslime, normale Bevölkerung, säkulare und religiöse Christen und Eziden zu sehen und zu hören, nun sei es an ihr, sich ein Bild daraus zu machen und dies der Öffentlichkeit zu präsentieren.