1. Treffen mit Ali Hussain, dem Vorsitzenden der DPK in Erbil

Zunächst stellt LH wertschätzend heraus, dass die CEG ein überaus positives Bild von Kurdistan ge-wonnen habe und seinen demokratischen Prozess tatkräftig unterstützen wolle. Besonders danke er den beiden General Directors, dass sie die Möglichkeit boten, sich ein so umfassendes Bild zu machen, das nun zunächst dem Generalkonsul und dann der Presse in Deutschland mitgeteilt werde.
Ali Hussain drückt seine Freude darüber aus, dass eine NGO auf objektiv wissenschaftliche Weise über das Land berichten wolle. Er habe Interesse an Kontakten zu Zivilorganisationen im gesetzlichen Rahmen. Kurdistan habe eine traurige Vergangenheit, wolle diese aber überwinden. Seit 2003 sei die Verfassung verabschiedet und Kurdistan habe den Status als föderaler Staat. Seitdem hätten sich gravierende Unterschiede zum Irak ergeben, nicht nur bezüglich der Si-cherheit. Kurdistan sei zwar Teil des Nahen Ostens, aber im Blick auf Menschenrechte und Gleichberechtigung gebe es starke Unterschiede. Man habe Erfahrung im respektvollen Umgang mit unterschiedlichen Kulturen. Kurdistan sei heute die Heimat der aus Furcht Fliehenden, die hier aufgrund der eigenen Vergangenheit warmherzige Aufnahme fänden. Auch die Wirtschaft habe sich aufgrund professioneller, hochentwickelter Investitionen gut entwickelt. Religiöse Minderheiten hätten absolute religiöse Freiheit, es gebe keinen Fall von Verfolgung seit der Gründung, ebenso gleichberechtigt seien ethnische Minderheiten. Die Arbeit der Regierung basiere auf gesamtgesellschaftlichem Denken und Handeln – ein Prozess, der schon Früchte trage. Man wolle eine gesamtkurdische Identität finden, dazu diene auch der demnächst stattfindende Kurdenkongress, zu dem auch die Nachbarstaaten eingeladen seien, um für Transparenz zu sorgen. Ein Ziel des Kongresses sei die Antwort auf die Frage nach den Bedingungen eines friedlichen Zusammenlebens und die Bewahrung der Rechte der Kurden in den Staaten, in denen sie leben.
Zur Entwicklung auf wissenschaftlicher Ebene erklärt Ali Hussain, dass es vor 25 Jahren nicht einmal in Kleinstädten eine vernünftige Bildung gegeben habe, heute sei in jedem Dorf eine Schule und damit Bildung gewährleistet. 1965 sei die erste Universität Kurdistans in Sulaimaniyya gegründet worden, heute habe man 12 staatliche und 13 private Universitäten, dazu viele Bildungsinstitute und seit ein paar Jahren ein Programm zur Unterstützung von Auslandsaufenthalten, Tausende sollen davon profitieren. Ali Hussain spricht seinen besonderen Dank an die beiden General Directors Khalid Alber und Khairi Bozani aus, sie leisteten eine wichtige Arbeit für das gesamtgesellschaftliche Zusammenleben. „Sie verschönern das Ministerium“.
Welche Erwartungen hat er an die Delegation?
Die Deutschen hätten zwei Weltkriege erlebt, es gebe immer Sieger und Verlierer, die dann zusam-menkämen. Nach beiden Weltkriegen habe keiner an die Kurden gedacht. Während des Exodus 1991 nach dem erbarmungslosen Angriff Saddam Husseins habe es wieder keinen Schutz für die Kurden gegeben. Erst als die Fotografen und dann die NGOs ins Land gekommen seien, habe man begonnen, die Bevölkerung zu schützen. Diese Fotografen seien in die Geschichte eingegangen. Sein Wunsch an uns sei, Kurdistan so zu zeigen, wie wir es erlebt hätten, seine gesellschaftliche und politische Entwicklung möglichst objektiv darzustellen und mögliche eigene Interessen bei der Berichterstattung herauszunehmen.
Zum Abschluss erzählt Ali Hussain einige Geschichten, um das interreligiöse Zusammenleben in Kurdistan zu verdeutlichen. Er stamme aus Harir, dort sei die Bevölkerung halb christlich und halb muslimisch. Der Patriarch der Assyrer stamme ebenfalls aus Harir und besuche Kurdistan regelmäßig. 2001 habe er Barzan besucht, dort seien sie einander offiziell vorgestellt worden. Als der Patriarch hörte, er sei ebenfalls aus Harir, habe er gesagt: „Dann sind wir ja verwandt“. Man betrachte sich hier religionsübergreifend als Familie. So habe etwa auch vor 50 Jahren der damalige Bischof von Harir, als Russland dort Staudämme baute, dafür gesorgt, dass Christen und Muslime beim Bau gleich beschäftigt wurden. Als er vor kurzem dort im Ältestenrat gewesen sei, habe ein alter Muslime gesagt, die Entwicklung werde besser, also müssten wohl die Christen damit zu tun haben. Wenn es Missstimmungen gebe, dann würden diese häufig von Organisationen gesteuert (Bsp. Amerikas evangelikale Kirchen). Wenn es Kritik am Handeln der Regierung gebe, dann geschehe dies meist nur aus eigennützigen Interessen. Wer nur seine eigenen privaten Belange sehe und daher keine Unterstützung seiner Minderheit erhalte, klage über Unterdrückung. Es gebe im Parlament Quoten für Minderheiten.

2. Treffen mit Ingeborg Beggel, ständige Vertreterin des Generalkonsuls der BRD in Erbil

LH stellt zunächst die CEG und ihre Ziele und dann den Verlauf der Reise und die daraus entstande-nen Eindrücke dar, vor allem die tiefe Wertschätzung für die eingeschlagenen Wege Kurdistans.
Frau Beggel begrüßt die Delegation sehr freundlich und betont, dass das vorbildliche Zusammenle-ben der Kurden der Bundesregierung durchaus bewusst sei, die CEG solle ihre Erfahrungen aber dennoch auch an die Regierung der BRD weitergeben. Es sei gut, dass es das Auffangbecken Kurdistan gebe. Es sei menschlich sehr positiv, was die kurdische Regierung hier leiste, besonders bezüglich der syrischen Flüchtlinge. Dirk Niebel, der Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, habe im August das Flüchtlingslager Domiz in der Provinz Dohuk besucht und sei enorm beeindruckt von der Hilfsbereitschaft der Kurden gewesen. Die Berichterstattung über diesen Besuch sei sehr positiv ausgefallen und daraufhin seien neue Entwicklungsgelder geflossen.
Vgl.(http://www.bmz.de/de/presse/aktuelleMeldungen/2013/august/130803_pm_161_Dirk-Niebel-Unterstuetzung-fuer-syrische-Fluechtlinge-wird-weiter-aufgestockt)
Die Welt müsse dringend nach Kurdistan schauen. Frau Beggel ermutigt zu einem stärkeren Kulturaustausch und begrüßt die Zielsetzung der CEG.
Auch zeige die kurdische Regierung ihrerseits ein hohes Interesse an einer guten Zusammenarbeit und einem regen Austausch mit Deutschland.
Insgesamt sei Deutschland an jedem Austausch zwischen NGOs und Kurdistan ohne missionarische Interessen sehr interessiert. Sie bittet die CEG um Erstellung eines Flyers zu den verschiedenen Religionen Kurdistans und zur Stellung der Frau bei den Eziden als Handout für deutschsprachige Gäste.
Khairi Bozani hebt den guten Kontakt zwischen Konsulat und ezidischem Direktorat hervor. Es habe bisher 30 Visa-Anträge gegeben, die ohne Probleme bearbeitet wurden. Er dankt dafür, dass auch mit deutschem Geld Lalish aufgebaut werde. Die CEG sei die erste offizielle Delegation aus der BRD, die so eingeladen wurde, weil man von ihr eine objektive, nicht interessengeleitete Berichterstattung erwarten könne.
Auch Khalid Alber dankt für den unkomplizierten Kontakt zum Konsulat. Er sei glücklich über die Anwesenheit des deutschen Konsulats in Erbil, weil man wisse, dass die BRD Kurdistan auf seinem Weg gut unterstütze.
Frau Beggel drückt ihre Gewissheit darüber aus, dass sich die gute Zusammenarbeit auch unter dem neuen Generalkonsul Alfred Simms-Protz nicht verändern werde und verweist auf die Anwesenheit des DAAD, des Deutschen Wirtschaftsbüros, des Goethe-Institutes und einer deutschen Schule in Erbil, mit denen die CEG Kooperationen suchen könne. Besonders gelte dies für die neue Schule, die sich in der Gründungsphase befinde (besteht seit 2010) und sicher Interesse habe (http://ds-e.org/de/)
Kooperationen mit Kurdistan müssten nicht auf Bundesebene geschehen, die Länderebene „Hessen“ sei durchaus angemessen.

3. Besuch der Zitadelle und des alten Basars in Erbil

Die Zitadelle von Erbil ist ein befestigter Tell inmitten der Altstadt. Es wird behauptet, dass die Zitadelle der am längsten durchgängig bewohnte Ort der Welt sei. Die frühesten Spuren einer Besiedlung reichen bis ins 5. Jahrtausend vor Christus, und vielleicht noch früher. In den schriftlichen Quellen wird die Zitadelle erstmals während der Ur-III-Zeit erwähnt. Sie gewann zur Zeit des neuassyrischen Reiches an Bedeutung; unter den Sassaniden und Abbasiden war Arbil ein wichtiges Zentrum der Christenheit. Nach der mongolischen Eroberung im Jahr 1258 verlor Arbil an Bedeutung. Im 20. Jahrhundert machte die Zitadelle große Veränderungen durch und eine Anzahl von Gebäuden und Häusern wurde zerstört. 2007 wurde die High Commission for Erbil Citadel Revitalization (HCECR) gegründet, um die Restaurierungsarbeiten zu überwachen und um mit Hilfe der UNESCO die Zitadelle zu erhalten und zu restaurieren. Dazu wurden bis auf eine Familie alle Einwohner umgesiedelt und ein Restaurierungsprojekt begonnen. Außerdem wurden archäologische Untersuchungen mit ausländischen Arbeitsgruppen und einheimischen Forschern durchgeführt. Am 8. Januar 2010 beantragte der Irak die Aufnahme der Zitadelle in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes.
Gefördert vom Kulturerhalt-Programm des Auswärtigen Amts arbeitet seit dem Jahr 2012 außerdem ein interdisziplinäres Team von Kunsthistorikern, Architekten, Ingenieuren, Archäologen, Restauratoren und Denkmalpflegern im historischen Basar der kurdischen Stadt Erbil.

4. Abschlussgespräch zwischen Delegation und den beiden General Directors

Alle Mitglieder der Delegation drücken ihren Dank aus für die enorme Arbeit, die die beiden General Directors geleistet haben, um ein so umfassendes Bild zu ermöglichen. Durch diese sehr gute Zusammenstellung sei es gelungen, Kurdistan in so vielen Facetten kennen und letztlich lieben zu lernen. Vor allem Großherzigkeit, Großzügigkeit, Menschlichkeit und der starke Wille zu friedlichem Zusammenleben hätten sehr beeindruckt. Sehr häufig sei der Eindruck entstanden, die Delegation gehöre selbst zur großen Familie Kurdistan. Über diesen Besuch und die beeindruckenden Erlebnisse und Erfahrungen werde in der deutschen Öffentlichkeit berichtet werden und es werde ein enger und auf die Interessen Kurdistans abgestimmter Kontakt zu den beiden General Directors gehalten.

Khalid Alber dankt für die gute Rückmeldung, sie sei wichtig, da der Präsident Barzani ein besonde-res Augenmerk auf sie habe, es bestehe ein guter Kontakt. Ali Hussain habe vom Vorrang des kollektiven Gedankens vor Eigennutz gesprochen. Alle, die sich gegen das Kollektiv, die Gesamtgesellschaft Kurdistans richteten, würden als Gefahr angesehen.
Er bringt seine Hoffnung zum Ausdruck, dass dieses Zusammentreffen nicht das letzte sei, die Welt müsse sehen können, dass Gläubige verschiedener Religionen friedlich zusammenleben können.

Khairi Bozani dankt der Delegation für die Annahme der Einladung und betont noch einmal das vorbildliche und freundschaftliche Zusammenarbeiten mit Khalid Alber. Er sei überzeugt, dass Christen und Eziden dynamisch seien und viel in der Gesellschaft bewegen könnten, dass aber Wachsamkeit notwendig sei. Wenn radikalislamische Kräfte stärker würden, dann würde sich die Situation schlagartig ändern. Das Schlimmste sei, dass man die Zukunft nicht planen (er verweist auf die Träume seiner kleinen Kinder, „wenn ich mal groß bin“, die doch sehr ungesichert seien) und nur kleinschrittig denken könne. KDP und PUK seien zwar zwei recht säkulare Parteien, aber es gebe keine Garantie, dass dies so bleibe, denn der radikale Islamismus habe großen Zulauf, auch in Kurdistan. Daher sei es wichtig, dass Europa die säkularen Kräfte unterstütze. Kurdistan sei umzingelt von islamischen Ländern, Irak, Syrien, Iran, Türkei und in Kurdistan selbst gebe es bereits drei radikale islamistische Parteien. Interessant sei etwa, dass an dem Tag, an dem über die Aufnahme der syrischen Flüchtlinge abgestimmt wurde, die radikalen Muslime in Kurdistan für Mursi demonstrierten. Kurdistan sei wie ein Minenfeld, aber man wolle kämpfen und brauche Freunde im Ausland wie die CEG, dann könne diese Phase überwunden werden. Nachdem die Delegation zum Flughafen gebracht worden sei, führen Khalid Alber und er ins Flüchtlingscamp nahe Erbil, um Hilfe anzubieten. Ihr Vorgesetzter, Minister Kamil Haji Ali habe als Unterstützung für die Flüchtlinge Gebetsteppiche angeboten, die sie überbringen sollten.
Daneben verweist er auf den Schutz und Zustand des Zentralheiligtums in Lalish und einiger ezidischer Dörfer. Bisher seien schon einige NGOs dort gewesen und hätten „irgendwelche“ Projekte angeboten, aber sich ernsthaft mit der Situation auseinandergesetzt und geholfen habe keiner. Und die kurdische Regierung mache seit 15 Jahren Versprechungen, verändere aber nichts (Lalish liegt nicht innerhalb der 2005 vom Irak anerkannten Autonomen Region Kurdistan).
Konkret bezüglich der künftigen Zusammenarbeit mit der CEG macht er folgende Vorschläge:
- Die beiden General Directors schlagen der CEG zwei Fotografen vor, die das Leben der Christen und Eziden für eine Ausstellung dokumentieren
- Die CEG sucht nach Möglichkeiten für Stipendien, damit fünf christliche und fünf ezidische Studenten in Deutschland studieren können
- Die CEG sucht nach Möglichkeiten bei internationalen Kulturfestivals auch die ezidische und assyrische Kultur in Bild, Folklore und Gesang vorzustellen
- Der Gedanke einer musealen Ausstellung oder gar eines zukünftigen Museumsbau wird von den General Directors tatkräftig unterstützt
- Die Bibliothek in Gießen kann mit Gaben aus Kurdistan rechnen
- Der Vorschlag, in Zusammenarbeit mit anderen Institutionen eine Woche der Christen und Eziden zu veranstalten, dies evtl. auch als Wanderausstellung, findet großes Interesse
- Die CEG möge sich verpflichten, ihre Unterstützung für die Christen und Eziden in Kurdistan in der Öffentlichkeit kundzutun, etwa in Seminaren, an Schulen.

Abschließend fügt Khairi Bozani an: „Vergessen werden wir euch nie“.